Unihockey-Herren, Team Schiff
Premieren-Sieg der Unihockey-Herren: Das neu gegründete Team Schiff schlägt den STV Rickenbach und zieht in die nächste Cup-Runde ein. In letzter Sekunde. Per Freistoss. Ein Abend für die Geschichtsbücher.
Text: Kilian Küttel
Als der Ball zum letzten Mal hinter dem gegnerischen Torhüter eingeschlagen hatte und die Gersauer Spielerbank auf die Helden der Nacht zustürmte, lag eine Melange aus Freude, Frust und Unglaube in der Luft. Was an diesem Freitag, gegen 22 Uhr, unter dem Turnhallendach im luzernischen Rickenbach geschehen war, konnte, durfte nicht sein; war ausgeschlossen und physikalisch nicht möglich. Und doch ist es passiert: Mit einer einzigen Aktion hatten Philippe Häusler und Markus Pfüpfi Camenzind drei Dinge getan: Sie hatten die Fight Pigs in der letzten Minute der Verlängerung in den Cup-Viertelfinal geschossen; den ersten Sieg im ersten Spiel des neu ins Leben gerufenen Team Schiff besiegelt; und ad-hoc eine Freistoss-Variante ersonnen, von der die Welt noch lange reden wird.
Geboren in einem Missverständnis, sorgte das Duo Häusler/Camenzind nicht nur bei sich selbst, sondern gottlob auch beim Gegner für maximale Verwirrung. Tief in der gegnerischen Hälfte, aus halbrechter Position, hatten Häusler/Camenzind die Chance, die Verlängerung beim Stand von 8:8 zu Gersauer Gunsten zu entscheiden. Doch augenscheinlich konnten sich die zwei nicht einigen, wer Siegtorschütze und wer Passageber werden wollte. Statt den Ball zu spielen, liessen die Schützen diesen liegen. So lange, bis der Gegner nervös wurde, aus der Mauer ausscherte, Philippe Häusler seinen täglichen Geistesblitz zum genau richtigen Zeitpunkt einzog und versenkte – den Ball sowie die Rickenbacher Hoffnungen auf ein Weiterkommen.
Mit ihrer Freistossvariante aus der Hölle aus dem Himmel belohnten sich die Schiff-Bueben für einen über weite Strecken bestechenden Auftritt. Die Gersauer hatten das Spiel in der Hand, setzten den hart aber fair aufspielenden Gegner Mal ums Mal hinter dessen eigenem Tor unter Druck und erspielten sich Chance um Chance. Die Gelegenheiten ergaben sich so gnadenlos regelmässig, dass sich die Fight Pigs offenbar gemüssigt sahen, diese teilweise jämmerlich zu vergeben. Eine Vertiefung der Thematik kann an dieser Stelle ausbleiben, die Sünder wissen selber, was sie in Zukunft anders tun werden. So kamen die drei Zuschauer und der Schiedsrichter in den Genuss eines Spiels, das spannender vonstattenging als es hätte müssen. Aber sei’s drum. Die Gersauer haben bei diesem wilden Ritt die Ruhe bewahrt und geschafft, was ihnen im vergangenen Jahr genügend oft misslungen ist: Sie haben gut gespielt und gewonnen.
Mit dem Einzug in den Cup-Viertelfinal gestaltet das Team Schiff nicht nur eine erfolgreiche Premiere – es hält auch Markus Waldis’ Traum auf ein möglichst langes Weiterkommen am Leben. Der Sieg vom Freitag bedeutet mehr als die mathematisch kalte Erlaubnis in die nächste Runde einzuziehen – er symbolisiert die Leistung einer Einheit, die alles daran setzt, das zu erreichen, was sich einzelne Teile sehnlichst wünschen. Schön wäre es gewesen, hätte M. Waldis diesen Effort zu würdigen gewusst und den Sieges-Feierlichkeiten in der namensgebenden Wirtschaft Schiff beigewohnt. Aber das sollte ein frommer Wunsch bleiben. Jä nu, falls das Glück den Gersauern hold bleibt, sollte Waldis noch die eine oder andere Gelegenheit bekommen, sein Versäumnis nachzuholen.
Was bleibt von diesem freitäglichen Ausflug in die Great Plains des Kantons Luzern? Die Gewissheit, dass die Fight Pigs enge Spiele doch noch gewinnen können. Und eine neue Freistoss-Variante, die als «der Rickenbach» ins Playbook und die Geschichtsbücher eingehen wird.
Telegramm:
Rickenbach – Team Schiff 8:9 n.V.