Vergessen ist die Schmach vom Cup-Viertelfinal, das Team Schiff schlägt Audacia Hochdorf mit 12:5. Auf dem Weg zum Sieg findet die Mannschaft zur Reife des Erwachsenseins – und ein Traumduo zueinander.
Nein, einzelne Spieler hervorheben, das passt nicht in die DNA der Fight Pigs; einem Verein, der stets das Kollektiv über den Einzelnen gestellt hat. In Gersau war das, was vorne auf dem Leibchen steht, schon immer wichtiger als das hintendrauf.
Aber Himmel, was willst Du machen, wenn an einem hundskommunen Unihockeymatch zwei Figuren aus der Gesamtheit hervorstechen wie ein Röllizünftler aus einer Horde Zürcher Steueranwälte? Da bleibt selbst dem grausten und pflichtbewusstesten aller Chronisten nichts anderes, als so laut es nur geht in die Welt hinauszuschreien: Was Markus Waldis und Matteo Janser am Donnerstagabend abgeliefert haben, hat die Gersauer Turnhalle noch nicht gesehen!
Beim 12:5 gegen Audacia Hochdorf war das Duo Waldis/Janser an nicht weniger als sieben der zwölf Gersauer Tore beteiligt. Damit zeigten Waldis und Janser nicht nur eine Darbietung, die geeignet war, den durchschnittlichen Hockeyromantiker ins Fribourg der 1980er-Jahre und in die Ära Bykow/Chomutow zurückzuversetzen; ganz nebenbei trat das neu-entstandene Traumduo den Beweis an, dass Alter und Jugend in Perfektion harmonieren können, ja, dass ein Jungspund wie Matteo Janser einem Teamsenior vom Kaliber Waldis neues Leben einhauchen kann.
So wäre die Geschichte dieses 6. Februars 2025 schnell erzählt: Matteo Janser hat seinen Mentor, Markus Waldis seine Jugend wieder gefunden. Doch das würde den Geschehnissen nur zur Hälfte gerecht, beim 12:5 gegen den mittlerweile bestens bekannten und einmal mehr äusserst fair aufspielenden Gegner aus Hochdorf lieferten die Schiff-Bueben die reifste Leistung in der Teamhistorie, womöglich gar eine der erwachsensten Performances in der bald 30-jährigen Vereinsgeschichte ab.
Beinahe unverschämt unaufgeregt stellten sich die Gersauer auf die Ausgangslage ein, mit nur zwei statt drei Verteidigern in die Partie zu gehen. So wusste von Sekunde 1 an auch der Hinterletzte in den Reihen von Teamchef Heimely Camenzind: Wenn wir das hier gewinnen wollen, dürfen wir die beiden armen Teufel nicht überstrapazieren, die für uns in der Verteidigung Doppelschichten schieben.
So gingen die Schiff-Bueben besonnen wie nie ins Spiel, verzichteten auf Par-Force-Attacken zu Unzeiten und drehten lieber einmal mehr ab, anstatt einen weiteren Angriff zu starten. Dieser Weg der Weisheit stellte sich früh als – oh Wunder – der richtige heraus. Und er ermöglichte es den Gersauern, aus einer denkbar stabilen Defensive zu agieren – was nicht zuletzt an besagten armen Teufeln lag, die in Person von Pfüpfi Camenzind und Deni Müller abwechslungsweise die Knochen hinhielten.
Das taten sie sehr erfolgreich. Und weil Gutschi Nigg sein Übriges dazu tat, keine Gegentore zuzulassen und das Vater-Sohn-Duo im Sturm seinem Wahnsinn freien Lauf liess, durfte sich das Team Schiff über das ganze Spiel hinweg des Luxus’ einer komfortablen Führung im Rücken freuen.
Diese sollte bis zum Schlusspfiff anhalten, der besiegelte, was sich in der Stunde zuvor angebahnt hatte: Das Team Schiff nimmt Revanche für das Ausscheiden im Cup. Gleichzeitig entscheidet es den Spitzenkampf in der zweiten Liga für sich und steht nun auf Platz 1. Ob sich die Schiff-Bueben dort werden halten können? Die Zukunft wird es zeigen, genauer der 20. Februar, wenn das Team Schiff die Sportgruppe Schlierbach empfängt – und das Duo Janser/Waldis am Donnerstag vor der Fasnacht womöglich erneut zum Tanz auffordert.