Unihockey-Herren: Angst und Schrecken im zweiten Drittel

2. Oktober 2017

—Unihockey-Herren—
Rickenbach: Angst und Schrecken im zweiten Drittel

Der erste Dämpfer im zweiten Ligaspiel: Die Fight Pigs verlieren auswärts in Rickenbach mit 5:9. Zum Verhängnis wurde den Gersauern ein grandioser Aussetzer zur Spielhälfte.

Im Gegensatz zu den Inlinehockey-Titanen gab es am letzten Wochenende für die Unihockeyherren nicht viel zu lachen. In einem umkämpften Spiel unterlag Rot-Blau am Freitagabend dem starken Gegner aus dem luzernischen  Rickenbach. Und dabei hätte alles so schön sein können: Defensiv liessen die Gersauer zu Spielbeginn wenig zu, und obwohl die Angriffsauslösung nicht nach Wunsch funktionierte, setzten sie hier und da kleine, fiese Nadelstiche. Nichtsdestotrotz waren es die Luzerner, welche nach 10 Minuten in Führung gingen. Schlussmann Florian Baggenstos musste sich von einem satten Schuss aus der Drehung bezwingen lassen. Nach dem ersten Umgang lautete das Verdikt 3:3. Rickenbach hatte zwar jedes Mal vorgelegt, das rot-blaue Ballett war aber niemals um eine Antwort verlegen.

Die Stimmung beim ersten Tee war ob des ausgeglichenen Resultats zwar fokussiert, gleichzeitig auch entspannt. Ein Sieg der Gersauer schien realistisch, hatten sie die Rickenbacher doch mehrheitlich im Griff. Die Gegentreffer waren nicht durch fundamentale Probleme zu erklären, sondern entstanden aufgrund individueller Fehler – und diese galt es auszuschalten, gleichzeitig das Glück im Abschluss zu erzwingen. Doch das grosse Torfeuerwerk zündeten im zweiten Umgang nicht die Fight Pigs, sondern der Gegner: Dank eines veritablen Aussetzers der Gersauer, welche die Bezeichnung Arbeitsverweigerung durchaus verdiente, zog Rickenbach innert vier Minuten auf 8:3 davon. Was den Mannen um Spielertrainer Markus Waldis natürlich gehörig auf die Stimmung schlug. Angst und Schrecken in Rickenbach, wie es der grosse Hunter S. Thompson sagen würde.

Zwar wollten sie sich im letzten Spielabschnitt zusammennehmen, waren aber zu keiner wirklichen Reaktion mehr fähig. In der Angriffsauslösung agierten sie weiterhin zu fahrig, im Abschluss zu wenig entschlossen. Der Spielaufbau hatte zuweilen die Dynamik eines Alpaufzugs. Regelmässig verloren die Fight Pigs den Ball in der Vorwärtsbewegung. Kein Durchkommen im Mittelfeld, die Rickenbacher im Bandenkampf und den Sprints stets einen Tick entschlossener, den berühmten Schritt schneller. Und setzen sich die Gersauer doch einmal in der gegnerischen Hälfte fest, kam auch noch Pech dazu – mehrmals landete ein Gersauer Geschoss an der Torumrandung oder verpasste das Ziel um Haaresbreite. Symptomatisch dafür stand der beherzte Auftritt von Damian Camenzind. Der charmante Krieger mit Bart zog einen sackstarken Abend ein und war einer der wenigen Aktivposten im Gersauer Spiel. Trotzdem fehlte auch dem Traum einer jeden Schwiegermutter das Glück im Abschluss – entweder verfehlten seine Schüsse das Ziel oder aber sie landeten an der Latte. Oder am Pfosten. Oder in den Händen des Rickenbacher Hüters.

Mit zunehmender Spieldauer wurde die Partie heftiger, körperbetonter. Stockschläge und Schubsereien wechselten sich auf beiden Seiten mit schöner Regelmässigkeit ab. Weder die Gersauer noch die Rickenbacher verteilten Blumensträusse, dennoch waren es die Fight Pigs, welche kurz vor dem Abpfiff einen herben Rückschlag einstecken mussten: Mitten in der Aufholjagd – es stand mittlerweile 5:8, zu spielen waren noch fünf Minuten – verloren sie ihren Spielertrainer Markus Waldis. Der Wädlibeisser in den rot-blauen Reihen hatte es sich mit der Spielleitung endgültig verscherzt. Der Schiedsrichter zog die Notbremse, zückte die imaginäre rote Karte – und stellte den Heisssporn vom Kuorez unter die Dusche. Im Rückblick eine zu harte Strafe, leistete sich Waldis weder eine Tätlichkeit noch einen verbalen Ausrutscher. Aber dass er kein Kind von Traurigkeit ist, wissen wir alle. Dementsprechend ging er während des ganzen Spiels mit grosser Entschlossenheit in die Zweikämpfe – und zu häufig mit dem Stock voraus. Eine Zweiminutenstrafe zu einem früheren Zeitpunkt wäre die adäquate Sanktion gewesen. Aber sei’s drum.

Die logische Folge des harten Durchgreifens: Die Fight Pigs wurden arg geschwächt, das Finale Furioso der Furia Roja-azula im Keim erstickt. Der Gegentreffer zum 5:9 war der traurige Schlusspunkt eines glücklosen Ausflugs in die Tiefen des Kantons Luzern, den man sich hätte schenken können. Aber eben – sei’s drum. Die Saison geht weiter, das nächste Heimspiel steigt am Donnerstag, dem 19. Oktober um 20.30 Uhr in der Gersauer Turnhalle.

Der letzte Freitag machte also nur begrenzt Spass. Dafür wurden die anschliessenden Trauerfeierlichkeiten im Gersauer Nachtleben ausgiebig und mit viel Engagement begangen. Aber solcherlei Anekdoten haben in einer seriösen Berichterstattung nichts zu suchen. Nur so viel sei verraten: Dem einen anderen Spieler mit schwarzer Gesichtsbehaarung war am Tag danach anzusehen, dass er den Weg in die Federn nicht nach dem «Sportaktuell» gefunden hatte. Hunter S. Thompson hätte es so gesagt: Angst und Schrecken am Samstagmorgen.

PS: Da das Spielsekretariat in Rickenbach aus drei Junioren zwischen 10 und 12 Jahren bestanden hatte, fiel das Matchtelegramm eher spärlich aus – um nicht zu sagen, es gab keines. Daher ist die zeitliche Abfolge der Treffer mit Vorsicht zu geniessen, die Fight-Pigs-Redaktion übernimmt keine Garantie für hundertprozentige Korrektheit. Aber das Wichtigste ist im obigen Artikel beschrieben. Und hier nochmals in Kürze zusammengefasst. Erstens: Die Fight Pigs haben verloren. Zweitens: Damian Camenzind spielte sackstark und machte auf dem Heiratsmarkt beste Werbung in eigener Sache. Drittens: Die Gersauer Beizen konnten sich über einen schönen Umsatz freuen. Und, ach ja: Markus Waldis holte sich eine rote Karte ab 😉

STV Rickenbach – Fight Pigs Gersau 9:5 (3:3, 5:1, 1:1)
Für Gersau spielten: Florian Baggenstos, Daniel Müller, Patrick Camenzind, Robert Nigg, Raphael Nigg, Adrian Ulrich, Damian Camenzind, Markus Waldis, Simon Gut, Andrin Janser, Kilian Küttel